Pilatus sitzt im Folterkeller

Konfirmanden-Freizeit der Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück in Duderstadt

Wie Lazarus: An einer Jesus-Rallye-Station wurde einer der Konfirmanden in Papierrollen „mumifiziert“. Foto: Marco Beuerman

Rheda-Wiedenbrück. „Da sitzt Pontius Pilatus im Folterkeller!“ Was zunächst wie ein Scherz klang, entpuppte sich rasch als die Wirklichkeit. Bei einer Rallye durch das niedersächsische Duderstadt erfuhren Konfirmanden der Evangelischen Versöhnungs-Kirchengemeinde jetzt mehr über die Person Jesu. 15 Konfi-Mitarbeiter waren in die Rolle von Zeitzeugen Christi geschlüpft und gaben – über die Stadt verteilt – Auskunft über ihre Erlebnisse mit Jesus. So saß der Zöllner Zachäus in einer alten Zollstation, Josef von Arimathäa beim Bestatter und Petrus in einer Duderstädter Kirche.

Um an Informationen heranzukommen, mussten die Jugendlichen an den Stationen kleine Aufgaben lösen. So mussten sie etwa beim Hohepriester Kaiphas die Zehn Gebote wissen, bei Lazarus sollten sich die Teilnehmer mit Papierrollen mumifizieren, bei Petrus angeln. Ein halbfertiges Jesus-Profil bei Facebook bekamen die Jugendlichen dazu verteilt. Nun mussten sie das Profil vervollständigen: Wie steht die Figur zu Jesus, welche Verbindungen weisen beide auf? „Wir legten das so an“, so Pfarrer Marco Beuermann, „dass sie immer einen Jesus-Kritiker, einen Freund Jesu und einen befragten, der neutral zu Jesus steht.“


Bereits zum zweiten Mal hat die Versöhnungs-Kirchengemeinde ihre gesamtgemeindliche Konfirmanden-Freizeit in Duderstadt durchgeführt. 130 Jugendliche aus Rheda-Wiedenbrück, Herzebrock-Clarholz und Langenberg wurden in ihren „Ich-bin-ein-Versöhner-T-Shirts“ schnell stadtbildprägend in der Kleinstadt im Eichsfeld. Selbst die dortige Presse berichtete mehrmals über die Aktionen der Konfirmanden.


Fünf Tage lang beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Person Jesu und den Themen „Taufe“ und „Abendmahl“. Das Pfarrteam Sarah Töws, Artur Töws und Marco Beuermann sowie ein Team mit 25 Ehrenamtlichen hatten dazu ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. So erlebten die Konfirmanden am Dorfteich die nachgespielte Taufe Jesu durch Johannes den Täufer. „Johannes hat schließlich auch nicht am Taufbecken sondern im Jordan gestanden“, begründet Pfarrerin Töws die Ortswahl.


Ein besonderer Höhepunkt der Freizeit war der Besuch des Grenzlandmuseums an der Grenze zu Thüringen. Bis vor 25 Jahren verlief direkt hinter Duderstadt die Grenze zur DDR. Dank einer großzügigen Spende des hiesigen Pius-Theaters führten Zeitzeugen die Konfirmanden über das ehemalige Grenzgelände und durch eine Ausstellung zur Geschichte der deutsch-deutschen Teilung - für viele ein eindrückliches Erlebnis.


Die fünftägige Freizeit endete mit einem gemeinsam gestalteten Abendmahlsgottesdienst. Eine Wiedenbrücker Konfirmandin empfing bei der Feier das Sakrament der Taufe. „Konfirmandenfahrten sind meist das, was am längsten im Gedächtnis der Jugendlichen bleibt“, so Pfarrer Artur Töws. Darum ist das Jugendgästehaus in Duderstadt für 2016 auch schon wieder gebucht.

beu