Preacher Slam für guten Zweck

Drei Poetry Slammerinnen und drei Predigende berührten ihr großes Publikum und sorgten für Benefiz

Das Publikum war gefragt – die jeweiligen Tischrunden einigten sich nach jedem Vortrag auf eine Bewertung zwischen 1,0 und zehn Punkten. Foto: CG

Großes Finale mit allen Slammerinnen und Predigenden (v.l.): Gastgeber Niko Sioulis, Sara aus Borgholzhausen, Merle aus Warendorf, Katrina und Samma aus Bielefeld, Gewinnerin Stefanie aus Rheda-Wiedenbrück und Merdat aus Paderborn. Foto: CG

GÜTERSLOH – Schon die beiden Gastgeber, Slam-Veteranen Niko Sioulis und für den verhinderten Jonas Helmich der textsichere Michel Paubels schafften von Anfang an eine lustig-poetisch aufgeladene Atmosphäre beim Kulturprogramm-Auftakt in der Vesperkirche. Jede Slammerin und alle Predigende hatten sechs Minuten Zeit, vom Altarraum aus ihre selbstverfassten Texte ins Kirchenschiff zu senden. Das Publikum durfte nach Rücksprache in ihren Tischgruppen – wie beim Eislaufen – zwischen 1,0 und maximal zehn Punkte verteilen. Am Schluss konnte sich Stephanie aus Rheda-Wiedenbrück knapp durchsetzen und spendete das zusammengelegte Geld an SOS-Mediterranee, eine Organisation, die Flüchtlinge in Seenot aus dem Mittelmeer rettet.

Nachdem Michel Paubels, außer Konkurrenz, seinen Text „Damals war alles besser“ interpretiert hatte, war die Lust auf Slamtexte im Publikum geweckt und Sara aus Borgholzhausen konnte befreit aufspielen. Als „preachess“ dachte sie ohne Manuskript darüber nach, was das „schlechte Reden über Andere“ atmosphärisch mit Menschen und Situationen macht und wie sie sich selbst dabei ertappte. Anhand von Mt. 7,3: „Warum siehst du den Dorn im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge nicht?“ warb Sara für Verzeihen ohne Nachtragen und gegen das Verurteilen Anderer. Das Publikum gab eine 35,4.

Die erste Slammerin auf der Bühne war Katrina aus Bielefeld. In märchenhaften Sujets verpackte die junge Frau ein ernsthaftes Problem: Wie wichtig das äußere Aussehen werden kann und wie ein Gespenst die Bestimmung über das eigene Leben übernimmt. Wer sich im Kreislauf verfängt, riskiert Magersucht und seelische Verkrümmungen. Katrina votierte abschließend gegen das sich selbst die Kräfte nehmen und für ein Selbst-in-die Hand nehmen des eigenen Lebens. Das Publikum war beeindruckt und gab 41,1 Punkte.

Der einzige männliche Bewerber im Wettstreit war Merdat aus Paderborn. Mit 52 Jahren auch wesentlich älter als seine Mitstreiterinnen. Der gebürtig aus dem Iran stammende preacher überschrieb seinen Text mit „Ich habe keine Wünsche mehr“. Wie aus einem 22-jährigen Moslem und Hisbollah-Kämpfer mit Schnellfeuergewehren ein gläubiger Christ und nach Deutschland Geflüchteter wurde, davon handelte Merdats eindringlicher Text. Er erinnerte an im Gefängnis gefolterte Christen und rief zu weltweiter Freiheit und Frieden auf, für eine Welt ohne Angst. Für diesen Appell gab das Publikum 39,5 Punkte.

Samma aus Bielefeld teilte ihre Gedanken über „Der Schreiber“ mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern. Wie ein Mensch sich entwickelt, welche Stolpersteine überwunden werden müssen, bis man über storylines und Passagen eines eigenen Slamtextes nachdenken kann. Das Publikum spendete dafür 36,7 Punkte.

Als weitere preachess stellte sich Stefanie aus Rheda-Wiedenbrück ihrem Publikum. Schon während des Vortrages von „Du siehst mich“ wurde die besondere Qualität ihrer Überlegungen deutlich. Verschiedenste Gefühle, „wie Leben sich insgesamt anfühlt“, aber vor allem, wie sich ein Gottes Kind berühren lässt, das brachte schließlich den Sieg des Wettstreits mit 46,9 Punkten.

Als sechste im Kontest stellte sich Merle aus Warendorf dem Auditorium. Ihr Text über das Dasein als Schülerin brachte sie auch zur Klage über die vertane Zeit. Sie plädierte für ein Leben im Hier und Jetzt und für mehr Zivilcourage. Das Publikum  belohnte mit 36,1 Punkten. Bei Redaktionsschluss lag das Ergebnis der Spendenaktion leider noch nicht vor.         (CG)