Respekt im Umgang mit der Geschichte

Presbyterium der Emmaus Kirchengemeinde Senne stellt Konzept zur Entwidmung und Umnutzung der Christuskirche vor

Warben gemeinsam für das geplante Umnutzungskonzept für die Christus-Kirche (v.l.): Michael Frentrup, Manusch Varatharajah und Denis Rauhut, Dr. Peter von Möller, Berthold Schneider und Dorothee Seredszus und Architekt Ben Hocini. Foto: CG

SENNE/GÜTERSLOH – „Die Entwidmung einer Kirche ist ein schmerzlicher Prozess“, so stimmte Pfarrerin Dorothee Seredszus die Gemeindeglieder im voll besetzten Saal im Gemeindezentrum an der Buschkampstraße auf einen emotional schwierigen Abend ein. Insgesamt entwickelte sich jedoch ein Abend mit sehr respektvollem Austausch von Argumenten und Plänen, die schließlich dem größten Teil der etwa 100 Anwesenden Zustimmung ermöglichte.

Dr. Peter von Möller von der Stiftung Möllerstift begrüßte – nach einem historischen Rückblick in 300 Jahre Firmengeschichte – die mittlerweile vertraglich geschlossene Partnerschaft zwischen der Kirchengemeinde und der Stiftung. Für 30 Jahre vermietet die Emmaus-Gemeinde die Christuskirche an die Stiftung. Die Immobilienabteilung der Möllerwerke, Möller Real Estate, übernimmt neben dem Umbau die Verwaltung in Absprache mit der Kirchengemeinde und dem zukünftigen Mieter Volkshochschule (VHS). Real Estate-Geschäftsführer Denis Rauhut und sein Mitarbeiter Manusch Varatharajah zeigten die zeitliche Schiene auf: Der Mietvertrag mit der VHS beginnt Anfang 2021. „Der Umbau soll Mitte 2020 fertig sein, sodass die Kirche dann schon für Veranstaltungen genutzt werden könnte“, so Rauhut.

Als umsichtiger Moderator wirkte Pfarrer Michael Frentrup, Assessor im Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh, für einen informativen und reibungslosen Ablauf. So stellte der Architekt Ben Hocini den Stand der Planung vor. Aus den Skizzen war deutlich zu lesen, was Hocini zuvor versprochen hatte: „Die grundlegende Struktur der Kirche wird nicht verändert. Die Christuskirche bleibt als ortsprägendes Gebäude erhalten.“ Fingerspitzengefühl bewies der Architekt in seinen Vorschlägen, indem sowohl der Rückblick-Bezug zur Vergangenheit, als auch die Anforderungen in den Bereichen Bauplanungsrecht, Brandschutz und Barrierefreiheit zukunftsfähig umgesetzt werden sollen. Der Kirchenraum wird seine Höhe behalten und kann für Veranstaltungen und Sportkurse genutzt werden. Mehrere Seminarräume und ein Kunstatelier werden auf zwei Ebenen rundherum entstehen. Ein außen geführter Fahrstuhl bringt in die erste Etage.

Für die Gemeindeglieder war sehr wichtig, dass die offene Jugendarbeit weiterhin ihren Platz im Kirchenkeller behält und auch die Glocken im Turm bleiben und weiter läuten dürfen. Kunstwerke wie das bunte Kirchenfenster und ein Mosaik werden erhalten und finden teilweise Eingang in den gottesdienstlichen Saal im Gemeindehaus. Das Werk des Bielefelder Künstlers Kurt Kunath soll als Leihgabe an das Osthues Museum gehen. Die Orgel soll verkauft werden und nicht mehr gebrauchtes Inventar kann auch in anderen Gemeinden ein neues Zuhause finden. Die Presbyterin Elisabeth Meyer-Stork wünschte sich eine große Beteiligung seitens der Gemeinde für den zukünftigen Gottesdienstort und stellte zum Abschluss eine Flipchart ins Foyer für die Ideen aller für einen multifunktional genutzten Raum.

Pfarrerin Dorothee Seredszus legte noch einmal die Gründe für die Entwidmung und Umnutzung der Christuskirche dar: Die Gemeinde sei in den vergangenen 13 Jahren um 1.300 Gemeindemitglieder auf aktuell 6.800 geschrumpft. Die Gemeinde, ohne klares Zentrum, sei auf drei Ortsteile verteilt. Zu ihr gehören auch die Luther- und Friedenskirche. Schon 2016 fraßen – nach einem Architekten-Gutachten – die Gebäude den Gemeindeetat zu fast 70 Prozent auf. Für das Jahr 2021 wurden dafür 105 Prozent des Haushaltes prognostiziert. Das zwang das Presbyterium zum aktuellen Schritt. „Wir brauchen auch Mittel für die inhaltliche Arbeit und Mitarbeitende“, so Seredszus.

Nachdem die Landeskirche dem Plan am 12. Februar zugestimmt hat, wies Michael Frentrup zum Abschluss auf den 30. Juni hin. Dann wird um 10 Uhr der „sicherlich nicht einfache“ Gottesdienst zur Entwidmung der Christuskirche gefeiert. In einem symbolischen Auszug aus der Kirche werden Teile des Inventars ins Gemeindehaus hinübergetragen.         (CG)