Bielefeld. Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) begrüßt die Veröffentlichung der umfang-reichen ForuM-Studie, die heute in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Darin hat ein unabhängiger Forschungsverbund aus sieben renommierten deutschen Instituten eine umfassende Analyse von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in der evangelischen Kirche vorgelegt.
Die Studie biete eine neue Grundlage für weitere systematische Aufarbeitungsschritte zum Themenfeld sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie, so der Theologische Vizepräsident der EkvW, Ulf Schlüter. „Sie hilft uns dabei, Zusammenhänge besser zu verstehen und künftig alle Formen von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch noch wirksamer zu bekämpfen.“
Dabei sei es ein notwendiger und wesentlicher Fortschritt, dass in der Studie Betroffene selbst umfangreich zu Wort gekommen seien und an der Forschung mitgewirkt hätten. „Betroffene sind schließlich die Expertinnen und Experten für ihre eigene Geschichte“, ist Schlüter überzeugt.
Auch wenn die Studie auf schmerzliche Weise systemische und strukturelle Probleme offenlege und auch das Versagen von Personen und Institutionen dokumentiere, sei er froh, jetzt auf wissenschaftlich fundierte Daten zurückgreifen zu können. „Es ist gut, dass die Ergebnisse nun endlich vorliegen“, sagte Ulf Schlüter nach der Präsentation der Studie. „Als Evangelische Kirche nehmen wir die Aussagen aller betroffenen Personen ernst und erkennen in Demut das Unrecht an, das sie erfahren haben.“ Jetzt, so der Theologische Vizepräsident, gelte es die Inhalte der Studie aufmerksam und gründlich zu analysieren, um anschließend noch gezielter auf dem schon eingeschlagenen Weg der Prävention und Intervention fortfahren zu können.
Als wichtigstes Ziel bezeichnete es der Leitende Geistliche der westfälischen Landeskirche, dass kirchliche Räume in Zukunft überall und für alle Menschen sichere Orte seien. Dazu trägt das 2021 in Kraft getretene Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt bei. So konnten im Bereich der EKvW bis Ende vergangenen Jahres schon 16.632 Personen eine Präventionsschulung absolvieren, um darin Hintergründe über Taten sexualisierter Gewalt zu erfahren und für den Umgang mit problematischen Situationen und Verdachtsmomenten sensibilisiert zu werden.
Von Seiten der EKvW sind in die ForuM-Studie Daten über 110 Beschuldigte und 251 Betroffene aus dem Zeitraum von 1946-2020 eingeflossen. In dieser Zeit erfolgten in Westfalen 18 Disziplinarverfahren gegen Pfarrpersonen.
Weitere Informationen zur ForuM-Studie (EKvW)
Ansprechpersonen in der EKvW Prävention, Intervention, Hilfe