„Steh auf und geh!“

Weltgebetstag-Liturgie in diesem Jahr am 6. März von Frauen aus Simbabwe gestaltet

Frauen der katholischen, evangelischen und syrisch-orthodoxen Kirchengemeinden in der Gütersloher Region Ost bereiteten gemeinsam den Gottesdienst am Weltgebetstag in der Erlöserkirche vor (hinten, v.l.): Elisabeth Müller, Gabriele Buske, Waltraud Biermann und Misane Aras; (vorne, v.l.): Anita Biermann, Martha Gabriel und Ina Loeser. Foto: fra

Festlich geschmückter Altar in der Erlöserkirche Foto: fra

Anita Biermann spielt eine Beraterin auf einer Freundschaftsbank. Foto: fra

GÜTERSLOH – „Komm, nimm dein Bett und geh! Du schaffst das!“ Dieser Liedruf erklang in 28 ökumenischen Gottesdiensten zum Weltgebetstag in den 17 Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh. Die Liturgie stammte in diesem Jahr von Frauen in Simbabwe und nahm die Heilung eines Kranken an einem Teich durch Jesus auf. Damit machten die Simbabwerinnen deutlich: Die Aufforderung Jesu an den Kranken gilt allen Menschen. Gott öffnet damit Wege zu persönlicher und gesellschaftlicher Veränderung.

Auf gesellschaftliche und politische Veränderungen hoffen die Frauen in Simbabwe, einem kleinen Land im Südosten Afrikas. 2017 wurde dort die Militärherrschaft von Robert Mugabe beendet, und Emmerson Mnangagwa wurde im Juli 2018 zum Staatsoberhaupt gewählt – wahrscheinlich mit Hilfe von Wahlbetrug. Die Wirtschaft liegt seit 2019 am Boden. Eine Demokratisierung hat nicht wirklich begonnen. Das ist unter anderem daran zu sehen, dass in Simbabwes Verfassung offiziell Frauen und Männer gleich gestellt sind, aber vor allem auf dem Land Polygamie, Zwangsverheiratung und Diskriminierungen immer noch alltäglich sind.  
Im Gottesdienst in der Erlöserkirche in Gütersloh wurde dies noch vor dem Beginn des Gottesdienstes deutlich. Anita Biermann zeigte Bilder aus dem Weltgebetstagsland und erläuterte, dass wegen der im Land herrschenden Zensur die Frauen nicht alle kritischen Aspekte des Alltags in der Liturgie ansprechen konnten. In fiktiven Briefen und in Berichten über ihre Lebenssituationen klangen viele Kritikpunkte der Frauen jedoch an und zwischen den Zeilen waren sowohl ihre Belastungen als auch Mittel der Unterdrückung, unter denen sie leiden, zu hören.
Die rund 100 Gottesdienstbesucher*innen ließen sich von den Texten und Liedern so bewegen, dass sie mehr 680 Euro in der Kollekte für Projekte in Simbabwe zusammenlegten. Ein wichtiges Projekt thematisierten die Frauen aus dem ökumenischen Vorbereitungsteam: Sie hatten eine Freundschaftsbank aufgestellt, wie es sie an vielen Orten in Simbabwe gibt. Dort sitzen seelsorglich und psychologisch ausgebildete meist ältere Frauen und laden als Gesprächspartnerinnen Menschen in Not zu sich auf die Bank ein.         (fra)