Störrischer Pegasus

„Café König“: Theatergruppe „Rostfrei“ wagte sich erstmals an eine Komödie

Alexandra (Elken Dreier, links) und Klaus-Maria Helm (Ralph Klimt) schmieden Pläne, Frau Moni (Helga Ruess-Alberti) ahnt Übles. Foto: Kerstin Jacobsen

Quelle. „Experiment gelungen!“, so lautet das Fazit von „Rostfrei“. Nach sieben Stücken  mit biblischen Themen hat sich die Theatergruppe der Johannes-Kirchengemeinde Quelle-Brock gemeinsam mit Friedrich M. Rueß auf neues Terrain gewagt. Dabei hatte es der Hausautor es schon in den vergangenen Jahren verstanden, auch schwere Themen mit dem einen oder anderen Augenzwinkern in Dialoge zu gießen. Bei seinem jüngsten Werk „Café König“ hat er Pegasus vollends lustvoll die Zügel schießen lassen und eine federleichte Komödie geschaffen. Die setzte die eingespielte Truppe zur Freude des Publikums ebenso dynamisch wie einfallsreich um.

Die gut 70 Premieren-Zuschauer stimmten sich vor der Vorstellung mit leckeren Küchlein von Hanne Todenhöfer auf das Café König ein. Dort serviert Frau Moni (Helga Rueß-Alberti) ihren Gästen neben Kaffee und Torte auch manchen guten Rat. Unterstützt wird sie vom Ehepaar Wille: Während Gabi (Ulla Winkelmann) umtriebig den Wischmopp schwingt, lässt es Lothar (Jürgen Handwerk) bei der Auslieferung ruhig angehen. Sein liebster Gesprächspartner ist Kanarienvogel Caruso, dem allerdings kein Ton über den Schnabel dringt.


Geht es um Tochter Anja (Romy Brinkmann), wird der sonst so phlegmatische Lothar zum Stier. Die Sekretärin hat sich in einen Paradiesvogel verliebt, der so gar nicht in seine Vorstellung von einem Schwiegersohn passt: Ron Gladius (Carsten Ledwa) wäre gern ein erfolgreicher Schriftsteller. Doch trotz Anjas finanzieller Unterstützung wie ihrer zärtlichen Mühen als Muse – die Inspiration will einfach nicht kommen. Das wiederum alarmiert seinen Verleger Klaus-Maria Helm (Ralph Klimt), der auf Vertragserfüllung pocht. Sein Plan: Cousine Alexandra Bernhard (Elken Dreier) soll Ron als angebliche Lektorin von seiner Schreibhemmung kurieren. Auch Banker Gerald Klinger (Carsten Ludwig) glaubt an das Talent seines Bruders und will helfen.


Natürlich geht das Ganze schief  und alle drohen sich hoffnungslos zu zerstreiten. Ausgerechnet Lothar bringt mit der neuen Teemischung „Romantik“ aus dem Café König die Wende. „Dieser Tee verändert alles!“, schwärmt nicht nur Alexandra Bernhard. Die Streithähne versöhnen sich und endlich geht auch Ron Gladius‘ vormals so störrischer Pegasus auf Höhenflug. So wird wahr, was Frau Moni längst wusste: „Wasser und Liebe bahnen sich unaufhaltsam ihren Weg!“


Mit herrlichen Typen und schrägen Vögel hat Autor Rueß den Schauspielern die Rollen auf den Leib geschrieben. Für die Dialoge bediente er sich bei römischen Klassikern ebenso wie in der Bibel und bei Goethe. So versprühen seine originellen Bonmots nicht nur jede Menge Witz, sondern sind auch Zeugnis der Liebe zu Büchern, den „Wohnungen des Dichtergeistes“. Das tolle Bühnenbild von Johanna Ostmann und Regisseur Dr. Egon Gindele trugen das Ihrige zum Erfolg bei.

kj