„Suchet der Stadt Bestes…“

Pfarrer Andreas Walczak-Detert in den Ruhestand verabschiedet

Hält nicht nur die Tür der Stadtkirche offen, sondern hat ein offene Herz für die Menschen, denen er in der Martin-Luther-Kirche begegnet ist: Anderas Walczak-Detert. Foto: fra

GÜTERSLOH – 17 Jahre lang hat Pfarrer Andreas Walzcak-Detert das Gesicht der Kirchengemeinde Gütersloh in der Öffentlichkeit mitgeprägt: Er war der Beauftragte für die Stadtkirchenarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit. Nun ist er in den Ruhestand verabschiedet worden.

Zuvor war 13 Jahre lang Pfarrer der Kirchengemeinde Bielefeld-Brake. Am Ende dieser Amtszeit war es für ihn Zeit für etwas Neues. Und er fand diese neue Herausforderung im Kirchenkreis Gütersloh. Allerdings startete er nicht sofort mit den Aufgaben Stadtkirche und Öffentlichkeit. Im Jahr 2000 war die Landesgartenschau in Oelde zu Gast und er stieg in den ökumenischen Kirchengarten ein. „Das war ein tolles Erlebnis“, schwärmt er noch heute. Auf dieser ganz anderen Ebene Menschen zu begegnen und für sie da zu sein, nahm ihn gefangen. Er traf dort auf „entspannte, aufgeschlossene, interessante Menschen. Ich führte spannende Gespräche.“ Von dort ging es weiter ans Evangelisch-Stiftische Gymnasium. Auch diese Aufgabe empfindet er im Rückblick als spannend. Aber, „Es ist nicht meine Begabung, 300 Kinder pro Woche zu unterrichten.“ Und so übernahm er 2002 die Stadtkirchenarbeit an der Gütersloher Martin-Luther-Kirche.

Ende der 1990er Jahre befand sich die Kirchengemeinde in der Haushaltskonsolidierung. Dies führte dazu, dass die beiden Innenstadtkirchen – Martin-Luther und Apostelkirche – neue Bestimmungen erhielten und sich auch der Förderverein für die historischen Kirchen gründete. Es war klar, dass beide Kirchen verschiedene Schwerpunkte erhalten sollten und so wurde die Martin-Luther-Kirche zur offenen Stadtkirche. Andreas Walczak-Detert übernahm dieser Aufgabe mit halber Stelle. Wenig später kam die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchengemeinde Gütersloh dazu. Pfarrer Bernd Tiggemann, der zusammen mit einem Arbeitskreis die Öffentlichkeitsarbeit systematisch aufgebaut hatte, wechselte ins Pfarramt nach Verl. „Die Aufgabe passte zur Stadtkirchenarbeit“, resümiert Walczak-Detert. 

Noch immer ist die Gütersloher Gemeinde mit zehn Pfarrstellen und fünf Regionen die größte im Evangelischen Kirchenkreis. „Die Regionen entstanden auch Ende der 1990er Jahre“, erinnert der Pfarrer. Das schlug sich auch in seiner Öffentlichkeitsarbeit nieder: Der Gemeindebrief mit seinen fünf Ausgaben entstand unter seiner Federführung. „Jetzt haben wir es geschafft, kurz vor meinem Ruhestand, aus den fünf Ausgaben eine zu machen, in der selbstverständlich die fünf Regionen weiter erkennbar sind“, erläutert er. Der Gemeindebrief sei der Spiegel der gesamten Gemeinde, sagt er.

Den Kontakt zu den drei Tageszeitungen der Stadt hält er selbstverständlich auch. Er hält es für gut und wichtig, in den Zeitungen ein unabhängiges, kritisches und offenes Gegenüber zu haben: „Wir haben hier eine faire und ausgewogene Berichterstattung.“ Eine weitere wichtige Aufgabe ist für den Öffentlichkeitsarbeiter, das Corporate Design der Gemeinde in die Köpfe und Herzen der Akteure zu bringen. Und schließlich hat er auch ein Auge auf die Internetpräsenz. „Zurzeit bauen wir die Homepage so um, dass sie auf Smartphones und Tablets gut erscheint.“ Das ist der dritte Umbau, den Walczak-Detert hier mitmacht.

Andreas Walczak-Detert ist auch das Gesicht der (Wieder-)Eintrittsstelle. Dabei ist ihm wichtig, dass Kirche Ansprechpartner der Menschen ist und sie zum Bleiben einlädt. Hier schließt sich der Bogen zur Stadtkirchenarbeit. Die Martin-Luther-Kirche tut genau das: Sie lädt zum Bleiben ein. Mit Ausstellungen, Konzerten, Gottesdiensten und Ansprechpartnerinnen und –partner, die während der Öffnungszeiten in der Kirche sind. An zentralem Ort am Berliner Platz in der Fußgängerzone lockt das Programm immer wieder Passanten an. „Gütersloh ist kein touristischer Ort, dennoch kommen Menschen aus allen Erdteilen und Ländern hierher. Außerdem funktioniert Gütersloh als Stadt zum Leben, Arbeiten und Einkaufen“, sagt Pfarrer Walczak-Detert. Viele, die durch die Fußgängerzone schlendern, lassen sich einladen, im Schnitt fünf bis 30 Minuten zu verweilen. So oft er in der Kirche präsent ist, genießt er auch wieder die Begegnung mit so vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Es sind die Gespräch – ob kurz oder lang – die für den Pfarrer seinen Job so wertvoll machen.
Das Programm, das die Stadtkirche bietet, gerät darüber aber nicht in den Hintergrund. Ein Geheimrezept, was besonders gut läuft, hat Walczak-Detert nicht. „Musik geht immer“, behauptet er. Alles andere sei „Versuch und Irrtum“. Ob eine Ausstellung, ein Programmpunkt, ein Gottesdienst funktioniere oder eben nicht, wisse man immer erst am Ende. Dennoch betont er, sei gelungen, „eine Predigtkirche aus dem 19. Jahrhundert zu einer Stadtkirche des 21. Jahrhunderts“ zu machen.

Für beide seiner Aufgabenbereiche hat Andreas Walczak-Detert eine solides Fundament in den Kirchenkreis mitgebracht: Geboren in Kirchlengern, Abitur in Bünde, Studium an der Kirchlichen Hochschule Bethel sowie in Heidelberg und Göttingen sind die ersten Stationen seines Lebensweges. Seine berufliche Laufbahn führte ihn ins Vikariat nach Bielefeld-Dornberg, zur ersten Pfarrstelle nach Hattingen und von dort nach Bielefeld-Brake. Er ist zum zweiten Mal verheiratet, hat drei Kinder und neun Enkelkinder.

Mit seiner Frau lebt er in Hamm, also in der Mitte der Arbeitsplätze der beiden. Für den Ruhestand hat er (noch) keine großen Pläne. Er wird seine Frau im Haushalt entlasten, Wahlopa für Nachbarskinder sein, seine 90jährige Mutter betreuen. Bis zur Einsegnung wird er eine Konfirmandengruppe mit zehn Kindern der Michaelis-Schule begleiten. Dort lernen schwerst-mehrfach behinderte Kinder. „Das ist eine Aufgabe, die ich sehr lieb gewonnen habe“, erzählt er. Diese Aufgabe übernimmt im neuen Jahrgang Eckhard Hülsmann. Bis Frühjahr 2018 bleibt Walczak-Detert im Vorstand der Evangelischen Stiftung der Kirchengemeinde Gütersloh. Die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt der Jounalist Paul Krüerke, die Stadtkirchenarbeit Pfarrerin Wiebke Heine.

Wenn er auf seine Tätigkeit in Gütersloh zurückblickt, so stellt er sie unter den Bibelvers „suchet der Stadt bestes“. Kirche, so betont Walcazk-Detert, ist für die Menschen da in ihrer vertrauten Umgebung. Kirche, fordert er, muss sich unter die Menschen mischen, s, soll in die Welt hineinwirken. Sie muss Glaube und Werte herausstellen und Menschen dabei unterstützen, danach zu leben. Das weiterhin zu tun, legt er den Güterslohern ans Herz. (fra)