Taufschale in der Stadtkirche 400 Jahre alt

10. Januar: Schale aus dem Jahr 1616 steht im Mittelpunkt des Taufgottesdienstes

Die Taufschale der Stadtkirche Rheda ist 400 Jahre alt. Foto: Versöhnungs-Kirchengemeinde.

Rheda-Wiedenbrück. Die Evangelische Versöhnungs-Kirchengemeinde hat wieder einen Grund zum Feiern: 400 Jahre Taufschale in der Stadtkirche Rheda! In der fast 500jährigen Geschichte der Evangelischen in Rheda - 1527 führte Hofprediger Pollius die Reformation ein - markiert das Jahr 1616 ein besonderes Datum. Vor 400 Jahren wurde die Taufschale aus Messing in der Rhedaer Stadtkirche in Gebrauch genommen.

Bis heute wurden in ihr unzählige Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der reich verzierten Schale getauft, deren Durchmesser 51 cm beträgt. Gertrud Holtermann, geb. Stille, Frau eines Presbyters, schenkte sie der Gemeinde während der Bauzeit der Stadtkirche. Diese Widmung ziert den breiten Rand der Taufschale: „HEREN DOCTORES HOLTERMANS EHELICHE HAVSFRAW GERDRVT STILLE ANNO 1616“.


Die historische Taufschale wird im ersten Taufgottesdienst in der Stadtkirche im Jahr 2016 wird am Sonntag, 10. Januar, im Mittelpunkt der Predigt von Rainer Moritz stehen. Der Pfarrer tauft außerdem ein Kleinkind und eine Konfirmandin. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr.


Gisela Schaub hat über die Geschichte der Stadtkirche geforscht. Sie stellt zur Messingschale fest: „Das genaue Alter der Rhedaer Schale ist ungewiss: Beschauzeichen und Marken fehlen. Das Datum der Stifterinschrift allein gibt keine Gewissheit, denn es kam vor, dass Schüsseln erst bei einer zweiten Verwendung beschriftet wurden.“ Die Taufschale könnte also älter als 400 Jahre sein. Wahrscheinlich, so die Vermutung der Hobby-Historikerin, wurde die Taufschale als sogenannte „Beckenschlägerschüssel“ in Nürnberg hergestellt, wo das „Beckschlägerhandwerk“ schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt gewesen sei.


Verziert ist der Grund der Taufschale mit einer Paradiesszene. „Die Darstellung von Adam und Eva ist eines der am häufigsten verwendeten Motive der Beckenschläger, wobei es allerdings eine große Anzahl von Varianten gibt. Der Kupferstich von Albrecht Dürers ‚Adam und Eva‘ von 1504 könnte die Vorlage gewesen sein. Außerdem wurden in die Schale kleine Schmuckzeichen wie Rosetten, Blumenknospen und griechische Kreuze mit Metallstempeln eingehämmert. Gleiches gilt für die Verzierung des Schalenrandes mit Schmuckbuchstaben, deren Bedeutung geheimnisvoll bleibt. Teilweise lässt sich ein „HILF UNS“ erkennen. Eine Erklärung der rätselhaften Zeichen sieht Schaub darin, „dass die Mehrzahl der Beckenschläger bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts des Lesens und Schreibens unkundig waren und deshalb die ursprünglich sicher sinnvollen Innschriften unwissentlich veränderten.


Als weitere Veranstaltung im Jubiläumsjahr der Taufschale ist am 20. März eine „Kirchenführung mit allen Sinnen“ mit der pädagogischen Kirchenführerin Angelika Grünheid geplant unter dem Motto „Mit allen Wassern gewaschen“. Außerdem wird im Sommer Tauferinnungsfeier stattfinden.

Rainer Moritz