Unterwegs zu und mit den Menschen

Pfarrer Volker Steffen geht in den Ruhestand

Im Arbeitszimmer von Volker Steffen fühlen Gäste sich willkommen. Foto: fra

SENNE-EMMAUS – Der Abschied fällt ihm schwer, das ist deutlich zu spüren. Die Kirchengemeinde in der Windflöte und Pfarrer Volker Steffen gehören zusammen, haben sich gegenseitig geprägt in 33 Jahren. Am 1. Januar 1985 sind seine Frau, die kleine Tochter und er hier angekommen. Jetzt ist die Familie auf 14 Personen angewachsen, bald werden es 15 sein. „Opa sein ist die schönste Aufgabe der Welt“, sagt Steffen mit leuchtenden Augen. Da wird er gebraucht und deshalb tauscht er den Talar gegen Fläschchen und Kinderspielzeug. Anfang Juli haben die Gemeinde und er sich beim „Gemeindefest auf dem Parkplatz“ von einander verabschiedet. Schon drei Tage vorher gab es – auch auf dem Parkplatz – einen Grillabend, bei dem die Gruppen und Kreise „Tschüss“ gesagt haben. Und dabei nochmals Revue passieren ließen, was sie in all den Jahren miteinander erlebt haben.
In seinem ganz persönliches Resümee gibt ein paar Schwerpunkte. „Ich wollte ein offener Pastor sein. Einer, der auf Leute zugeht und viel Kontakt hat“, sagt er. Sein Vikarsmentor Ulrich Wolf in Alswede/Lübbecke war ihm dabei ein Vorbild.
Seinen Einstieg in der Senner Windflöte hat er als einfach in Erinnerung. „Hier haben sie sich gefreut, dass jemand kam.“ Zehn Monate war die Luther-Kirchengemeinde ohne Pfarrer gewesen und hat Steffen und seine Familie daher willkommen geheißen. „Hier herrschte Aufbruchsstimmung“, sagt Volker Steffen. Und den Raum zur Gestaltung hat der damals 30-Jährige genutzt.
Um dem Konfirmationsunterricht im schulischen Allerlei ein besonderes Gewicht zu geben, fuhr Steffen mit den Jugendlichen vier Mal im Jahr von Freitagabend bis Sonntagmittag auf Freizeiten. In einem Freizeitheim im Wald hätte z. B. das Thema Schöpfung ein besonderes Gewicht bekommen. Wasserproben analysieren, Tiere beobachten und „die Jugendlichen kriegten ein Gespür dafür, was für ein Geschenk die Welt ist.“ Heute sind solche Ausflüge kaum noch möglich. Den 30 Konfirmanden von damals stehen heute zwei bis vier in seinem alten Pfarrbezirk gegenüber. Außerdem laufe heute die Konfirmandenarbeit im gesamten Süden der Emmaus-Gemeinde, so komme man auf etwa 25 junge Menschen.
Damit schneidet Volker Steffen ein weiteres wichtiges Thema seiner Zeit in der Senne an: die Zusammenlegung der Gemeinden Lutherkirche, Christuskirche und Friedenskirche zur Emmaus-Gemeinde im Jahr 2006. Es ist, als staune er über die Entwicklung. „Hier in der Windflöte kennen mich viele“, erzählt er. In Windelbleiche aber seien sein Name und Gesicht deutlich weniger bekannt. Und das, „obwohl ich auch vor der Fusion schon regelmäßig in der Christus-Kirche gepredigt habe.“ Da scheint es wieder auf sein Interesse an den Menschen, mit denen er zu tun hat.
Wie offen er auf andere zu gehen kann, zeigen auch seine Kontakt zu den muslimischen Nachbarn, die inzwischen in der dritten und vierten Generation in der Windflöte leben. Er begegnet ihnen auf der Straße, im Kindergarten, manchmal auch in seinen Schul-Gottesdiensten. Sie kamen auch zur Verabschiedung, so wie sie in all den Jahren ganz selbstverständlich auch zu den Gemeindefesten gekommen waren. Darauf ist er stolz, „dass die muslimischen Mitbürger kommen und alle nebeneinander sitzen und feiern.“ So ist er seit dem Jahr 2000 für den christlich-muslimischen Dialog im Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh zuständig. Für den Ruhestand reizt es ihn, seine Kenntnis über den Islam als Gasthörer studierend zu vertiefen.  
Nicht nur hier wagt er den Blick in die weite Welt. Nach Buenos Aires pflegt die Kirchengemeinde besondere Beziehungen: „Der Evangelische Kirchentag forderte vor langer Zeit dazu auf, Partnerschaftsprojekte in die Eine Welt und in die DDR zu pflegen. Wir haben beides getan.“ Die Luther-Gemeinde ist an einem ökumenischen Gemeinde-Projekt in Buenos Aires beteiligt. In Zeiten der Hyperinflation in Argentinien hat sie dafür Geld in Immobilien investiert. Bis 1989 gab es Kontakte zur Gemeinde Lobenstein, bzw. zu einem Altenheim mit Rüstzeitenheim in Thüringen. „Wir fuhren jedes Jahr für fünf Tage zur Familienfreizeit dorthin.“ Steffen bedauert, dass sich diese Partnerschaft nach der Wende nicht erhalten ließ.
Und wieder ist es seine Liebe zu den Menschen, die in diesem Bedauern zum Ausdruck kommt. Ebenso wie in der Dankbarkeit, die er in Richtung seiner Kollegin und seiner Kollegen in der Emmaus-Gemeinde schickt. Die gegenseitige Unterstützung im Team gab ihm immer wieder Zeit, mit und zu Menschen unterwegs zu sein.  (fra)