Verkauf ohne Plastiktüten

Markt um Friedrichsdorfer Kirche innovativ und kreativ

Elke Müther und Alexander Kellner präsentieren die Mehrwegutensilien des Marktes an der Friedrichsdorfer Kirche. Foto: fra

FRIEDRICHSDORF – „Bis Ende dieses Jahres sind wir plastiktütenfrei – das haben wir uns fest vorgenommen“, sagt Elke Müther, und es ist ihr und allen anderen Marktleuten sehr ernst mit diesem Vorsatz für 2019. Der kleine Markt rund um die Johanniskirche in Friedrichsdorf kann sich sehen lassen. Es gibt dort alles, was Einkäuferinnen und Einkäufer für den Wochenbedarf brauchen – und das frisch in die mitgebrachte Dose, die textilen Beutel oder andere Mehrwegbehälter.

Alle Händlerinnen und Händler des Wochenmarktes, der immer donnerstags von 14 bis 18 Uhr an der evangelische Kirche und im Gemeindehaus an der Brackweder Straße stattfindet, machen mit – und darauf sind alle sehr stolz. Obst und Gemüse kommen in Textilnetze oder in Papiertüten. Für Fleisch- und Wurstwaren bringen Kundinnen und Kunden Boxen mit, Milchprodukte gibt es im Mehrwegglas und sogar die Blumen stecken im Mehrwegtopf. „Für unseren Gärtner ist es selbstverständlich, dass er die Blumentöpfe zurücknimmt, wenn die Blumen und Sträucher im Garten eingepflanzt sind“, erläutert Alexander Kellner. Der Pfarrer der Kirchengemeinde Friedrichsdorf genießt als Einkäufer nicht nur, dass der Markt rund um „seine“ Kirche stattfindet, sondern auch die umweltfreundliche Einstellung der Marktleute und der Friedrichsdorfer.
20 Stände gehören zum regelmäßigen Aufgebot. Die Friedrichsdorfer kommen aber nicht nur zum Einkaufen hierher: Leute treffen und schnacken gehören zum Einkaufserlebnis. Die Bratwurst vorm Gemeindehaus gibt es dabei selbstverständlich auf einem Porzellanteller. Auch Kaffee, Kuchen und die Spezialwaffeln im Gemeindehaus kommen in „Bechern und auf ordentlichen Tellern an den Tisch“, sagt Marktfrau Müther. Wer umweltfreundliche Gefäße zum Einkauf mitbringt, „bekommt zur Belohnung einen Kaffee umsonst“, so Müther weiter und hält einen grünen Chips hoch.
Zum Klönen sitzt man im Gemeindesaal oder im Raum mit der Spielecke für Familien. Gemurmel der Erwachsenen und Kinderstimmen füllen die Räume mit Leben. Im Gemeindesaal gibt es zudem einige Verkaufsstände mit Kurz- und Handarbeitswaren, Kunsthandwerk oder Brot und Brötchen vom Biobäcker. Auch der Eine-Welt-Laden neben der Kirche hat zur Marktzeit geöffnet. An allen Verkaufsständen stehen die Händlerinnen und Händler ihren Kundinnen und Kunden mit Infos und Tipps zur Seite. „Hier werden praktische Tipps weitergegeben, sei es aktuelle Rezepte oder Tricks zur Verwertung von Resten“, berichtet Elke Müther.
Für den plastiktütenfreien Markt werfen alle Marktleute ihre geballte Kompetenz mit in die Waagschale und bringen ihre Ideen ein: von der praktischen Dose für die Eier, über das Tuch für die richtige Lagerung von Spargel im Kühlschrank bis zu Gefäß für Streichwurst. Alle Teile finden sich exemplarisch zusammengestellt auf einem Tisch im Gemeindehaus, die meisten Utensilien können auch an den Ständen erworben werden – oder man hat sie sowieso im Haushalt vorrätig und bringt sie selbstverständlich mit.
Den Markt gibt es inzwischen seit elf Jahren. Fester Bestandteil ist die Andacht zum Abschluss des Marktes – zwölf Minuten dauert sie, besteht aus Liedern, Gebet und einem kurzem Gedankenimpuls. „Kirche ist hier der Normalfall“, meint Pfarrer Kellner. „Naja, zumindest ist das unser Ziel“, lenkt er ein. Elke Müther, die während der Marktzeit allen einen persönliche Einladung in die Hand drückt und später am Eingang die Teilnehmenden begrüßt, formuliert es so, „Es ist unser Ziel, dass Kirche der Normalfall ist in Friedrichsdorf.“ Genauso engagiert und kreativ, wie das Orga-Team den Markt verändert und entwickelt, nehmen sie alle auch ihre Kirchengemeinde in den Blick. Und dann mag man als Besucher oder Besucherin glauben, dass sie alle gemeinsam das schaffen – die Kirche zum Normalfall und den Markt bis zum Jahresende plastiktütenfrei zu machen.         (fra)