Gütersloh. Erstmalig wurde jetzt der Kita-Preis „Gute gesunde Kita” 2021/2022 in Wuppertal verliehen. Er zeichnet Kindertageseinrichtungen in NRW aus, die sich in besonderer Weise für Sicherheit und Gesundheit von Kindern und Beschäftigten einsetzen. Der Evangelische Kindergarten Erlöser wurde als einer von 36 Kindergärten prämiert und erhält einen Geldpreis von 4.500 Euro.
“Mit der Ausschreibung des Kita Preises “Gute gesunde Kita” möchten wir Kindertageseinrichtungen dazu motivieren, in besonderer Weise Sicherheit und Gesundheit von Beschäftigten und Kindern in ihre alltägliche Arbeit zu integrieren und damit ihre Qualität zu verbessern. Die Förderung von Sicherheit und Gesundheit ist dabei keine zusätzliche Aufgabe, sondern ein Hilfsmittel, den Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag gut zu erfüllen”, sagte Gabriele Pappai, Geschäftsführerin der Unfallkasse NRW.
„Als ‚Gute gesunde Kita‘ ausgezeichnete Einrichtungen gehen mit gutem Beispiel voran. Das möchten wir anerkennen und hervorheben. Sichtbares Engagement für die Berufsgesundheit zeigt Wertschätzung, macht die Arbeit in Kitas attraktiver und hilft dabei, Personal zu gewinnen und zu halten. Das wiederum trägt zur Gesundheit und Sicherheit von Kindern und Beschäftigten bei”, sagt Jörg Schudmann, Hauptgeschäftsführer der BGW.
In einer guten gesunden Kita wird der Kita-Alltag gesundheitsförderlich gestaltet. Dabei richtet die Kindertageseinrichtung ihre Aufmerksamkeit über Gefährdungen und Belastungen hinaus besonders auf alle Faktoren, die Gesundheit und Wohlbefinden aller Beteiligten erhalten und fördern.
In einem dreistufigen Verfahren hat sich der Ev. Kindergarten Erlöser in vier Qualitätsbereichen mit 28 Qualitätsmerkmalen erfolgreich qualifiziert und wurde für das Kneipp Gesundheitskonzept, das detaillierte Konzept für Notfälle, die partizipative Umsetzung des Alltages anhand von Gebärden und für die Kinder ablesbaren Tagesstrukturen, sowie die besonders positive Arbeitsatmosphäre prämiert.
Yvonne Schumacher, Leitung des Ev. Kindergarten Erlöser, empfand die Zeit der drei Qualifizierungsstufen motivierend für das gesamte Team: „Wir haben unsere Konzeption dadurch noch präziser auf die Bedürfnisse der Kinder und Pädagogen angepasst und neue Ansätze in die Arbeit integriert.“
Besondere Bestandteile der Konzeption sind die fünf Säulen nach Kneipp: Ernährung, Heilpflanzen, Wasser, Bewegung und Lebensordnung. „Wir geben den Kindern vier Impulse in der Woche“, erläutert Yvonne Schumacher. Alle Elemente dieses Konzeptes werden in den Alltag integriert. Zum Beispiel gibt es im großen Eingangsbereich eine Wassersäule mit einem Armbecken, in dem die Kinder einmal in der Woche ein Armbad nehmen können. Für das bekannte Wassertreten gibt es je einen Ort in der Halle und im Außenspielgelände, der gemeinsam mit den Kindern gestaltet wurde und mit einem Handlauf versehen wurde.
Im Sommer gehen sie zum Tautreten in den Garten, um die Feuchtigkeit der Nacht auf dem Rasen zu nutzen. Kita-Leiterin Schumacher: „Es werden mit dem 18 bis 20 Grad kühlen Wasser im Becken oder den kühlen Tau im Garten körperliche Reize gesetzt, die das Immunsystem stärken.“ Der Aspekt der Bewegung verstärkt diese Reize. „Die Kinder sind viel draußen in unserem Außenspielgelände, bei jedem Wetter“, sagt Frau Schumacher. Der Mehrzweckraum und die große Eingangshalle werden für sportliche Angebote und tägliche Bewegungsimpulse genutzt.
Kenntnisse über eine gesunde Ernährung und über Heilpflanzen vermittelt das Kita-Team im Alltag. Zum einen gibt es jeden Tag frisch zubereitetes Frühstück – dafür backt das Team das Müsli selbst. Das Mittagessen ist jeden Tag frisch, vegetarisch und regional. Über das Kräuterbeet oder die Obststräucher im Garten lernen die Kinder den Rhythmus der Jahreszeiten kennen, welches Obst, Gemüse oder welche Kräuter wann wachsen oder geerntet werden.
In der Eingangshalle können die Kinder anhand von Fotos die Speisen sehen, die es an dem jeweiligen Tag zum Mittagessen gibt. In Form eines Bildaufstellers sehen sie, was es zum Frühstück gibt. Überall in der Einrichtung haben die Wochentage eine wiederkehrende Farbe. So erkennen die Kinder den Tag „heute“ wieder.
Neben dem Rhythmus der Natur vermittelt das Team den Kindern aber auch Rituale, die gut tun. Sie lernen, dass Anspannung und Entspannung im Wechsel für inneres Gleichgewicht sorgen. Entspannungsübungen, Geschichten in Ruhe hören oder ein Mittagsschlaf sind feste Bestandteile des Tages. Außerdem erleben die Kinder den Rhythmus des Kirchenjahres mit seinen großen Festen wie Advent, Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Und sie hören die Geschichten über das Leben von Jesus. Pfarrerin Karin Brunken von der Erlöser-Kirchengemeinde unterstützt das Team dabei. Sie hält jeden Freitag eine Andacht zum Abschluss der Woche, gestaltet mit den Kindern, ihren Familien und dem Erlöser-Team Familiengottesdienste, oder Entlass- und Begrüßungsgottesdienste.
Der durch diese Impulse bereicherte Alltag findet in freundlich, offen und hell gestalteten Räumen statt. Yvonne Schumacher erzählt von der gut durchstrukturierten Phase der Um- und Neugestaltung. „Das war nur zu schaffen, weil wir die Kinder einbezogen haben beim Ausräumen des Gruppenraumes, Aufbau neuer und alter Möbel, einräumen von aktuellen Spielmaterialien“, sagt sie. Die 63 Kinder der drei Gruppen haben nicht nur ihre Ideen und Wünsche eingebracht, sondern auch kräftig geholfen. „So haben wir gemeinsam bedarfsgerecht entschieden“, betont Frau Schumacher.
Für alle Gruppen wurden Magnetwände angeschafft. Fotos des Alltages zeigen die kleinschrittige Struktur des Tages und bieten den Kindern Orientierung für den Tag. So ist Partizipation in kleinen begreifbaren Schritten für jedes Kind möglich.
Außerdem wird mit Gebärden gestützter Kommunikation gearbeitet. Diese Gebärden helfen allen Kindern im Umgang miteinander, im aktiven Gebrauch und im Verstehen von Sprache, und vielem mehr. Zum Erleben der Gebärden haben alle drei Gruppen große Spiegel. Dem Ev. Kindergarten Erlöser ist der inklusive Gedanke und die inklusive pädagogische Arbeit sehr wichtig.
Der Geldpreis in Höhe von 4.500 Euro soll für Anschaffungen für das Schaukelsystem im Mehrzweckraum genutzt werden und für ein Eltern-Kind-Projekt zum Thema Selbstbehauptung / Selbsterfahrung.
Außerdem wurde in Gütersloh die städtische Kita Bülowstraße ausgezeichnet. Mit den Kolleginnen der Kita sowie Guido Bolz vom Jugendamt Gütersloh arbeiten die sechs evangelischen Gütersloher Kitas eng und gut zusammen. (fra)