Von der Kunst, gutes Gras zu pflanzen

Dr. Brighton Mufuruki Katabaro informiert über die charismatische Bewegung

Wolfgang Schröder (Vorsitzender Tansania-Arbeitskreis), Dr. Brighton Mufuruki Katabaro, Superintendent Christian Heine-Göttelmann(v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Der Anteil der Christen in der Bevölkerung Europas geht langsam zurück. Doch weltweit – besonders in Afrika und Asien - wächst das Christentum. Besonderen Zulauf hat die sogenannte charismatische Bewegung. Fachmann auf diesem Gebiet ist Dr. Brighton Mufuruku Katabaro. Der tansanische Theologe war am vergangenen Montagabend im Evangelischen Matthäus-Gemeindezentrum in Gütersloh zu Gast. Vor rund 40 interessierten Gästen referierte er über „Die charismatische Bewegung als Anfrage an die missionarische Gemeindearbeit“.

 

Kennzeichnend für Pfingstgemeinden seien etwa die Betonung des Heiligen Geistes, Gebets- und Wunderheilungen, lebendige Gottesdienste mit starker Gemeindebeteiligung sowie Visionen, Zungenrede und Prophetie. Diese charismatische Glaubenspraxis stießen nicht nur hierzulande auf Skepsis. Auch die lutherischen Kirchen Afrikas sähen sie überwiegend als bedrohliche Konkurrenz. Erweckungsbewegungen entstünden jedoch immer aus Unzufriedenheit mit dem vorhandenen Angebot, gab Katabaro zu bedenken. „Ihr stehlt unsere Schafe!“, habe ein lutherischer Bischof seiner Heimat den Pastor einer Pfingstgemeinde beschuldigt. Der hielt dagegen: „Wir stehlen nicht die Schafe – wir pflanzen das Gras.“

 

Die Charismatiker, so Katabaro, setzten großes Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes und des Gebets. Oft jedoch würde Menschen in Afrika Gesundheit, Reichtum und beruflicher Erfolg als Folge des rechten Glaubens versprochen. Der gefährliche Umkehrschluss: Wer krank und arm bleibt, glaubt nicht (genug) an Gott. Diese Interpretation der guten Nachricht Jesu Christi als „Erfolgsevangelium“ (Prosperity Gospel“) lehnte Katabaro scharf ab. Für gefährlich hält er auch, dass viele Pfingstler die in Afrika noch sehr lebendige Angst vor Hexen und Dämonen schürten.

 

Dennoch zeigte sich Katabaro überzeugt: „Wir können viel von den Pfingstkirchen lernen!“ Dazu gehören unter anderem, den Menschen mehr Raum zu geben, von ihren Krankheiten und Probleme zu erzählen. Die in charismatischen Gemeinden übliche körperliche Berührung bei Gebet und Segen („The Power of Touch“) träfe ein menschliches Grundbedürfnis. „Ich bin auch skeptisch“, sagte Katabaro, „aber Gott kann zum Glück heilen, ohne mich zu fragen.“ Die Handauflegung sei gute biblische Tradition, werde in traditionellen Kirchen jedoch vernachlässigt. Katabaro ermutigte seine Zuhörer, dem Gebet und damit Gott selbst mehr Vertrauen zu schenken. Viel Gutes abschauen könne man sich von den lebendigen Gottesdiensten. „Schließlich geht niemand in die Kirche, um traurig zu sein“, betonte Katabaro. Er rief dazu auf, die charismatische Bewegung nicht als Bedrohung abzulehnen, sondern als bereichernde Herausforderung zu entdecken.

 

„Wie können wir gutes Gras für unsere Schafe pflanzen?“ Engagiert diskutierten die Teilnehmenden im Anschluss über die Kraft des Heiligen Geistes, das Bedürfnis der Menschen nach Nähe und Gemeinschaft und Strategien, Jugendliche und kirchenferne Menschen anzusprechen. „Ich wage die Behauptung, dass der Ostwestfale kein geborener Charismatiker ist“, so Superintendent Christian Heine-Göttelmann, der den Abend moderierte. Er bat: „Machen Sie mit, setzen Sie sich dafür ein, dass unsere Kirche lebendig bleibt.“

kj 

 

Zur Person

Dr. Brighton Mufuruku Katabaro wurde 1969 in Karagwe, Tansania geboren. Nach dem Studium der Theologie am Makumira University College der Tumaini University in Arusha arbeitete er zunächst als Pastor. An der Missionsakademie Hamburg promovierte er über pfingstcharismatische Lehre und Praxis als Herausforderung für die lutherische Rechtfertigungslehre in Tansania. Seit 2009 arbeitet er als Koordinator beim Aufbau des Karagwe University College in Tansania. Katabaro ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Derzeit reist er im Rahmen der Vortragsreihe „Mission Lectures 2012“ der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM) durch Deutschland.