Weihnachtsgruß

von Superintendent Frank Schneider

Liebe Leserinnen und Leser!

„Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut.“ – dieses Wort aus dem Matthäus-Evangelium nimmt uns hinein in den weihnachtlichen Sternenglanz. Die Weisen aus dem Morgenlande, die sich auf dem Weg machen, um das Kind in der Krippe zu finden, die kennen sich gut aus mit Sternen. Der Evangelist Matthäus nennt sie »Magier«, Weise aus dem Morgenland. Menschen, die die Geheimnisse des Universums erforschen und die Konstellation der Sterne deuten.
Die Weisen ziehen los und begeben sich auf die Suche nach dem königlichen Kind, das sie unter dem Stern vermuten. Der Weg ist klar, der Stern zeigt ihn an. Der Weg aber ist weit, er führt sie in ein fremdes Land, in eine fremde Kultur. Am Ende finden sie den König, den sie suchten, ganz woanders, als sie es sich vorgestellt hatten. Sie finden ihn nicht am Königshof bei Herodes, sondern abseits in Bethlehem.
Wenn man findet, was man suchte, und eine Sehnsucht sich erfüllt, dann ist das eine Sternstunde, ein kostbarer Moment. Die Szene an der Krippe ist ein Moment der Erfüllung, eine Sternstunde. Für alle Beteiligten wird etwas Verborgenes, ein Geheimnis des Lebens und des Glaubens offenbar.
Diese Gewissheit erfüllt alle, die an der Begegnung an der Krippe teilhaben, eine Begegnung, die die Grenzen von Vertrautheit, von Herkunft, ja Religion überschreitet, und zwar für alle Menschen.
Das Evangelium von den Weisen aus dem Morgenland erzählt, welche Schatten auf der Welt liegen: die Brutalität eines Königs Herodes, die Armseligkeit einer Krippe. Auch durch die schwärzeste Nacht leitet Gottes Stern. Die Weisen stehen für die Sehnsucht, anzukommen bei dem Wunder, das Gott schenkt.
Die drei Weisen waren lange unterwegs für ihre Sternstunde. Auch ich brauche immer etwas, bis bei mir Weihnachten wird. Als Kind war Weihnachten eine schöne, sehnsuchtsvolle Zeit. Geblieben ist die Erinnerung – dieses geheimnisvolle Gefühl ist mir abhanden gekommen.
Mein Weihnachten ist erwachsen geworden. Und trotzdem gibt es diese unerwarteten Sternstunden, in denen sich Himmel und Erde berühren: Eine Begegnung, ein Gespräch, eine Stille, eine Musik – nichts Spektakuläres – Gott zeigt sich im Kleinen und in den Kleinen.

Ich wünsche uns ein friedvolles Weihnachtsfest in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft als so gespalten erfahren wird. Unsere Aufgabe ist es, uns für den Frieden hier bei uns und in der Welt einzusetzen. Die Jahreslosung 2019 lädt uns dazu ein: Suche den Frieden und jage ihm nach. (Psalm 34,15).

Ihr Pfarrer Frank Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh