Wenn Nervensägen an Nerven sägen

Deeskalationsseminar zum sicheren Auftreten in Konflikten mit schwierigen Kindern und Jugendlichen

Den Umgang mit Nervensägen übten 22 Pädagogen und Sozialarbeiter mit Rudi Rhode (gelber Pullover). Foto: Kerstin Jacobsen

Kreis Gütersloh. Unterdrücktes Gelächter im Seminarraum des Kreishauses Gütersloh. In Sekundenschnelle hat sich Rudi Rhode vom souveränen Seminarleiter in einen aufsässigen Schüler verwandelt. „Mach ich nicht!“, ranzt er den „Lehrer“ an. Der hat ihn im Rollenspiel gerade aufgefordert, den Müll aufzuheben, den er neben den Papierkorb geworfen hat.

 

„Mach ich nicht!“, „Das war ich nicht!“ – das hören Erzieherinnen, Lehrer und Sozialarbeiter täglich, wenn sie Kinder und Jugendliche auffordern, sich an Verhaltensregeln zu halten. Was ist dann zu tun? In dem Wochenendseminar „Wenn Nervensägen an unseren Nerven sägen“ lernten jetzt 22 Männer und Frauen aus dem Kreis Gütersloh, sich in Alltagskonflikten besonnen und konsequent durchzusetzen. Teilgenommen haben neben Lehrerinnen und Lehrer auch Lehramtsstudierende, Schulsozialarbeiter und weitere in pädagogischen Arbeitsfeldern Aktive.

 

Seminarleiter Rudi Rhode aus Wuppertal ist Sozialwissenschaftler, Schauspieler und Kommunikationstrainer. In seinen Seminaren geht es nicht nur um die Theorie der Konfliktbewältigung, sondern in realistischen Rollenspielen auch um die Praxis. Dabei setzt Rhode auf Deeskalation, „die Gestaltung meines Auftritts, der es dem Gegenüber erleichtern soll, das erwartete Verhalten ohne Gesichts-Verlust durchzuführen.“

 

„Regeln müssen eingehalten werden“, so Rhode. „Aber die angemessene Reaktion setzt sich aus vielen Faktoren zusammen, die beachtet werden müssen.“ Dazu gehöre neben Körpersprache und Stimme auch die innere Haltung. „Bei Beleidigungen müssen etwa Lehrer klare Grenzen setzen, Konsequenzen androhen und auch Strafen aussprechen.“ Zwei Tage lang üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Deeskalationstechniken anzuwenden und Konfrontationen durchzustehen.

 

„Bisher habe ich offenbar einiges falsch gemacht“, so das Fazit einer jungen Gymnasiallehrerin. „Ich werde ganz anders in meine Schule zurück kommen.“ Während sie und die anderen müde, aber voller Eindrücke nach Hause fuhren, machte sich Rhode auf zu seiner nächsten Veranstaltung: einem Konzert. Nebenbei spielt der studierte Musiker nämlich auch noch Saxophon.

 Ulrich Melzer / kj