…dann ist die Welt doch nicht untergegangen - anders als es in der Öffentlichkeit zum Jahresende hin durch die Interpretation des Majakalenders diskutiert wurde. Ob nun die Steintafeln einfach zu Ende waren oder das Maja-Jahr vorüber – offensichtlich entsteht bei uns in der dunklen Jahreszeit am Ende unseres Kalenderjahres alljährlich trübsinnige Untergangsstimmung. Ich vermute, wir werden dennoch „alle Jahre wieder“ Weihnachten feiern.
Angesichts dieser Aussicht ist Weihnachten vielleicht deutlicher als der Gegenentwurf zu den Untergangsszenarien dieser Zeit zu erkennen: Ängste, dass die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr sein wird nach Immobilienkrise, Wirtschaftskrise und volkswirtschaftlichen Konsequenzen, mögen berechtigt sein. Vielleicht ganz ähnlich bestehen Bedenken, dass in einer schnelllebigen Zeit, die Welt einer Generation nicht mehr die Welt der nächsten ist. Das wirft uns um so mehr auf das zurück, was mit Weihnachten in die Welt gekommen ist: Hoffnung auf einen Neuanfang, der sich nicht an menschlichen Maßstäben orientiert. Gott gestaltet die Welt menschlich und macht Hoffnung auf seine Gegenwart in der Welt. Das war schon einmal so und kann jeden Tag so sein: „Er hat uns allen wohlgetan: den Blinden gab er das Gesicht, die Lahmen machte er gehend; er sagt uns seines Vaters Wort er trieb die Teufel fort; Betrübte hat er aufgerichtet; er nahm die Sünder auf, und ansonsten hat mein Jesus nichts getan“ (Johann Sebastian Bach).
Wer glaubt denn ernsthaft, dass wir diese Welt wesentlich menschlicher machen können? Christen versuchen das, weil sie einen unvernünftigen „Hoffnungsüberschuss“ haben, der nicht von ihnen selbst kommt: „Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, … denn die Ausstrahlungskraft Gottes soll offenbart werden, und alle miteinander werden es sehen“ (Jesaja 40,1 f.).
Die Knechtschaft der Ängste ist vorbei. Trost und ein Blick für die Zukunft springen dabei heraus. Zuwendung zu den Menschen, die mir als Bedürftige gegenüber treten – und wer ist das nicht (mich eingeschlossen). Menschen teilen die Hoffnung, die neue Geschichte. Sie warten nicht nur.
Das ist der Unterschied zwischen Warten und Hoffen. Der Wartende wartet ab, ob sich etwas ändert. Der Wartende bleibt, wie er ist und erwartet alles von anderen. Der Hoffende macht sich auf den Weg: „An der Hoffnung haben wir nicht nur etwas zu trinken, sondern auch etwas zu kochen“, sagt Ernst Bloch. Und dann vielleicht auch Geschmack daran …
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und erfolgreiches Christmas cooking!
Ihr
Christian Heine-Göttelmann
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh