„Anfang April 1945 in Deutschland. Der Frühling hält langsam Einzug. Eine seltsame Reisegruppe ist mitten in den Wirren der letzten Kriegstage von Berlin nach Süddeutschland unterwegs. Ein evangelischer Pfarrer, ein britischer Spion, ein russischer Staatsangehöriger und weitere Personen des Widerstands gegen Adolf Hitler. Nein, es ist kein Frühlingsausflug, sondern ein Gefangentransport auf einem Lastkraftwagen mit einem Holzvergaser.
Nach einem Zwischenstopp im Konzentrationslager Buchenwald geht es weiter Richtung Süden. Die Gefangenen schwanken zwischen Angst und Hoffnung. Unterwegs sind schon die Geschütze der amerikanischen Streitkräfte zu hören. Das Kriegsende ist nahe. Am ersten Wochenende nach Ostern werden die Gefangenen in einer Dorfschule in Schönberg untergebracht, ein kleines Dorf im Bayrischen Wald.
Die Gefangenen genießen die geschenkte Zeit, frisch bezogene Betten und sogar Essen wird organisiert. Auf Bitten der Mitgefangenen hält Dietrich Bonhoeffer am Sonntagmorgen eine Morgenandacht.
Aber im Hintergrund verfolgt das nationalsozialistische Regime weiterhin seine Pläne. Kurz nach der Andacht wird Bonhoeffer abgeführt und in das Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz überstellt. Bonhoeffer soll dort auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers mit anderen Häftlingen hingerichtet werden.
Nach einem Standgerichtsverfahren in der Nacht vollzieht sich im Morgengrauen des Montags am 9. April 1945 die Hinrichtung. Ein Häftling berichtet: In den frühen Morgenstunden wurde es im Arrestbau laut. Zellentüren klappten. Ich hörte Befehle: „Mitkommen!“ und - vor der Schreibstube - „Alles ausziehen!“ Dann vernahm ich das klatschende Geräusch nackter Füße auf dem Steinfußboden des Ganges.“
Nachdem die Gefangenen sich ausgezogen haben, werden ihnen die Hände auf den Rücken gefesselt. Dann werden sie zum Ausgang des Gebäudes und draußen weiter bis zu Hinrichtungsstätte geführt. Die Verurteilten müssen auf eine Stufe steigen. Ihnen wird das Seil um den Hals gelegt. Dann wird die Stufe weggestoßen. Ein grausamer Tod. Der Leichnam wird verbrannt, die Asche verstreut.
„Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens". Das sind die letzten Worte Dietrich Bonhoeffers, von denen wir wissen. Er gibt sie einem Mitgefangenen mit auf den Weg.
„Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Das Gedicht „Von guten Mächten“ legt Zeugnis ab vom österlichen Glauben, in Gottes Liebe geborgen zu sein. Bonhoeffer wollte kein Held sein. Und er war es auch nicht. Aber er hat Zeugnis davon abgelegt, was es heißt, im österlichen Vertrauen auf Christus zu leben. Und auf diese Weise als Christ für andere zu leben, eben ganz Mensch in der Welt zu sein.
In der Zerrissenheit und den Abgründen der Welt blüht immer wieder neu die Kraft der Auferstehung auf. So geschieht Ostern alltäglich.
Lassen wir uns anstecken von dieser österlichen Hoffnung zum Leben.
Pfarrer Frank Schneider, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Gütersloh