Gütersloh. Der Bachchor und der Knabenchor Gütersloh führen am Sonntag, 20. September um 18 Uhr in der Martin-Luther-Kirche zwei Werke des aus Jena stammenden und im Zusammenhang mit der Biermann-Ausbürgerung 1977 in die BRD übergesiedelten Komponisten Tilo Medek (1940 – 2006) auf. Als Orchester wurde L‘Arte del Mondo aus Leverkusen verpflichtet. Solisten sind Sabine Ritterbusch, Sopran und Benedikt Nawrath, Tenor. Die Leitung haben Ernst Leopold Schmid und Sigmund Bothmann.

Der Knabenchor singt die 1975 in Ost-Berlin uraufgeführte „Kindermesse – Zum Gedenken der im Dritten Reich ermordeten Kinder“ für Kinderchor a cappella – einstudiert von Ernst Leopold Schmid, der schon die polnische Erstaufführung 1986 mit dem Tölzer Knabenchor geleitet hatte.

Die außerordentliche Wirkung dieser Komposition gründet zum einen auf der unerhörten Zusammenstellung von Texten etwa aus den jüdischen Ghettos, aus Theresienstadt und von der Dichterin Nelly Sachs. Zum anderen schildert die musikalische Ausdeutung dieser Texte bedrückend totale Einsamkeit, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Das Werk ist Erinnerung und Mahnung zugleich, Wohl und Wehe der Kinder dieser Welt im Blick zu behalten.

Der Bachchor singt die Kantate „Gethsemane“ für Soli, Chor, Orchester und Orgel auf Texten von Rainer Maria Rilke. Dieses Auftragswerk der Sommerakademie Johann Sebastian Bach 1980 in Stuttgart wurde dort unter Leitung von Helmuth Rilling uraufgeführt. Es besticht durch seinen lyrischen Text, die Orchesterbesetzung mit vielen Bläsern und einem großen Schlagwerk. Medek macht in dieser Kantate Jesu Zweifel und Einsamkeit vor seiner Gefangennahme hörbar und überträgt sie in unsere zeitgenössische Welt. Eingeflochten sind poetische Bilder von Engeln und Schwänen aus Rilkes Welt. Der Stil der Kantate nimmt auf, wie Kurt Weill oder Carl Orff in den 1920er und 1930er Jahren Bachs Musik für sich entdeckten.

Die Kunststiftung NRW fördert das Konzert. Karten kosten im VVK bei Gütersloh Marketing, Telefon: (05241) 2113636 25 (erm. 20) bis 8 (5) Euro.

Anke Poon-Hebenstreit