Wie alles begann und heutige Herausforderungen

40 Jahre Partnerschaft Gütersloh-Kyerwa/Murongo

2019 besuchte eine Delegation des Tansaniaarbeitskreises die Partner*innen in Kyerwa und Murongo. FOTO: PRIVAT

GÜTERSLOH/TANSANIA – Die Partnerschaft zwischen den Evangelischen Kirchenkreisen Kyerwa und Murongo in Tansania und dem Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh besteht seit 1980 – in Leben gerufen von Rainer Albrecht, der im Auftrag der Vereinigten Evangelischen Mission als Pfarrer in Kyerwa tätig gewesen war. Nach Deutschland zurückgekehrt, kam er nach Verl in den Kirchenkreis Gütersloh. Er brachte die Idee mit, zu den Gemeinden in seinem ehemaligen Wirkungskreis partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen.

Das Band, das den deutschen und die beiden tansanischen Kirchenkreise miteinander verbindet, ist der gemeinsame christliche Glaube, der sicher in Tansania und Deutschland auf verschiedene Weise gelebt wird. Diese Unterschiede machen den Reiz der Partnerschaft aus und helfen, den eigenen Horizont zu erweitern und voneinander zu lernen.
Sich kennen zu lernen – dazu bot sich Gelegenheit bei den vielen gegenseitigen Besuchsreisen. Besucher*innen aus Deutschland lernten in Tansania bei den Partnern eine durch Berge, Täler und Hügel geprägte Landschaft kennen. Die Höhenlage von ca. 1.000 m hat trotz Äquatornähe eine erträgliche Durchschnittstemperatur von ca. 26 Grad zur Folge. Dies Gebiet, die „Karagwe-Diözese“ westlich vom Victoriasee wird in Tansania das Bananenland genannt, denn die Bewohner*innen leben zu 85 Prozent als Kleinbauern von der Landwirtschaft und bauen als Hauptnahrungsmittel Bananen an. Zum Gelderwerb pflanzen viele auch Kaffeesträucher an. Stärker als ins Deutschland sind die Landwirte dort von den Witterungsverhältnissen abhängig, z.B. von der Frage, ob genug Regen fällt.
Die Gäste aus dem Kirchenkreis Gütersloh wurden immer mit überwältigender Herzlichkeit empfangen Sie waren beeindruckt von der Fröhlichkeit der Menschen, obwohl die Lebensverhältnisse oft alles andere als rosig sind: Die medizinische Versorgung, die Bildungseinrichtungen, die ganze Infrastruktur, fast alles lässt zu wünschen übrig. Eine tragende Kraft der Menschen dort ist die Gemeinschaft in Familie, Nachbarschaft und Kirchengemeinde. „Ich bin, weil wir sind“, so könnte man das Lebensprinzip benennen, und eine tragende Kraft ist der Glaube.
Besucher*innen aus Deutschland lernen dort eine junge, christliche Kirche kennen: Die Kirchen sind voll, Jugendchöre begleiten die Gottesdienste mit schwungvollen Liedern. Die Menschen sprichen ganz unbefangen und selbstverständlich vom Glauben und davon, wie sie das Wirken Gottes erfahren haben. Die Herzlichkeit, der Gemeinschaftssinn, der keine Einsamkeit aufkommen lässt, die Fröhlichkeit trotz vieler Rückschläge sind beeindruckend und beispielhaft.
Besucher*innen aus Deutschland erlebten auch, Gebende zu sein: Angesichts patriarchalischer Strukturen in Tansania bemühten sich deutsche Gäste, das Selbstwertgefühl und die Wertschätzung der Frauen zu heben. Besucher*innen aus dem Kirchenkreis Gütersloh halfen und helfen beim Aufbau eines Jugendausbildungszentrum, in dem junge Menschen eine Ausbildung als Näher*in, Tischler*in, Maurer*in usw. absolvieren können  und so eine Alternative bekommen zu einer Existenz als Kleinbauer oder zum Wegzug in die Großstadt. Deutsche Partner*innen helfen bei der Anschaffung von Wellblechdächern, vn Wassertanks, Fahrrädern für die Evangelisten oder bei der Finanzierung von Schulgebühren und Medikamenten gegen Malaria und Aids.
Momentan ist geschwisterliche Hilfe aus dem Kirchenkreis Gütersloh in besondere Weise gefragt, weil die tansanischen Partner*innen unter der Corona-Krise noch mehr leiden als Menschen in Deutschland. Auch dort mussten die Kirchen geschlossen werden, aber die Gottesdienste sind mit ihren Kollekten die Haupteinnahmequelle, aus der die Pfarrer*innen, Evangelist*innen und alle kirchlichen Angestellten bezahlt wurden. Das fällt nun weg, darum sind die Partner im Kirchenkreis Gütersloh besonders gefragt und gefordert.
Deshalb wünscht sich der Tansaniaarbeitskreis, dass der Gedanke der Partnerschaft mit Tansania in viel mehr Gemeinden im Kirchenkreis Fuß fasst und Menschen zum Mitmachen inspiriert. Der Arbeitskreis bittet um Spenden auf das Spendenkonto:
Evangelischer Kirchenkreis Gütersloh, IBAN: DE66 3506 0190 2001 1180 32, BIC: GENODED1DKD, Verwendungszweck: Tansania – Coronahilfe
(Dr. Wennemar Schweer)