Kirchenkreis. Erstmals veranstaltete der Evangelische Kirchenkreis Gütersloh einen pädagogischen Fachtag für seine Kindertagesstätten. Unter dem Motto „Kinder – Bildung – Zukunft“ kamen am vergangenen Mittwoch rund 400 Erzieherinnen und Erzieher in der Stadthalle Gütersloh zusammen. Sie arbeiten in 32 evangelischen Einrichtungen in Beckum, Bielefeld, Ennigerloh, Gütersloh, Oelde, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Schloß Holte-Stukenbrock, Verl und Wadersloh.
„Wie kommt die Welt in den Kopf des Kindes?“, fragte am Vormittag Dr. Gerd E. Schäfer. Der Professor i. R. der Universität Köln hat sich auf frühkindliche Bildungsprozesse spezialisiert.Sein Ausgangspunkt: Kinder machen vom ersten Lebenstag an Erfahrungen und lernen daraus. Für diese „Bildung aus erster Hand“ sei es wichtig, dass sich Kinder möglichst frei körperlich bewegen, ihre Neugier und Kreativität ausleben und sinnliche Erfahrungen machen können. Erzieherinnen und Erzieher sollten den Gedanken aufgeben, Kindern etwas „beizubringen“. Schäfer: „Das Lernen durch Übernahme des Wissens und Könnens anderer ist Bildung aus zweiter Hand – das hat in der Kita noch nichts zu suchen.“ Angemessen sei es vielmehr, die Kinder „wahrnehmend zu beobachten“ und selbst offen für neue Erfahrungen zu sein.
20 Kita-Mitarbeiterinnen hatten sich im Rahmen einer Fortbildung eingehend mit dem Konzept Schäfers befasst. Das Gelernte hatten sie zu einer interaktiven Ausstellung verarbeitet, die sie in der Stadthalle präsentierten. In der Mittagszeit nutzten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, sich die Ergebnisse anzusehen, einiges auszuprobieren und Anregungen für die eigene Arbeit mitzunehmen. Anregend war auch das gemeinsame Singen mit Hans Jürgen Netz (Oelde). Nach der Mittagspause brachte der Sozialpädagoge und Liedautor die pädagogischen Fachkräfte mit Bewegungsliedern in Schwung.
Am Nachmittag diskutierte Schäfer auf der Bühne mit Ruth Lohmeier (Jugendamt Stadt Rheda Wiedenbrück), Pfarrer Johan La Gro (Vorsitzender des kreiskirchlichen Ausschusses für Kindertageseinrichtungen, Religionslehrer am Berufskolleg) sowie den drei Kindertagesstätten-Leiterinnen Heike Johner-Fielstedde (Bielefeld-Senne), Erika Hieronymus (Schloß Holte-Stukenbrock) und Martina Witt (Gütersloh-Isselhorst). Themen waren die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, die Rahmenbedingungen der Arbeit an Kindertagesstätten und die Integration von Kindern mit Einschränkungen. Zum Ende gab es noch eine Überraschung: Erzieher Florian Renner (Sennestadt) betörte seine Kolleginnen und Kollegen mit hinreißenden Zaubertricks.
Organisatorin Gerlinde Halama ist mit dem Tag hochzufrieden. „Es war toll, sich einmal mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam mit einem fachlichen Thema auseinanderzusetzen“, so die kreiskirchliche Fachreferentin für Tageseinrichtungen für Kinder. „Jetzt können alle auf der gleichen Grundlage aufbauen und einiges auch im Alltag umsetzen.“ Wichtig ist ihr auch die gegenseitige Wahrnehmung der Mitarbeitenden in evangelischen Einrichtungen des Flächenkirchenkreises, der von Beckum bis Brackwede, von Ennigerloh bis Rietberg reicht. „Ich war selbst überrascht, dass wir annähernd 450 Mitarbeitende beschäftigen.“ Es freut sie, dass der Kirchenkreis die Mittel für den Fachtag zur Verfügung gestellt hat. „So brauchten wir keine Teilnahmegebühr erheben. Mit der Veranstaltung wollen wir den Mitarbeitenden auch für ihr Engagement unter schwierigen Bedingungen danken und sie motivieren, den täglichen Kontakt mit den Kindern fachlich zu fundieren.“
kj