„Wir gehören doch zusammen!“

4. März: Brasilianerin Anelise Knüppe predigt in der Gütersloher Matthäuskirche

Anelise Knüppe mit Pfarrer Stefan Salzmann. Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Seit gut drei Wochen beherbergt die Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh einen Gast: Die Theologiestudentin Anelise Knüppe absolviert bei Pfarrer Stefan Salzmann ein Gemeindepraktikum. Das Besondere: Die 26-Jährige mit dem so typisch deutsch klingenden Namen ist Brasilianerin.

 

Ihr Urgroßvater war einst aus dem Hunsrück in den Süden Brasiliens ausgewandert, noch heute lebt ihre Familie in Rio Grande do Sul. Untereinander wird Deutsch gesprochen. Anelise Knüppe: „Portugiesisch habe ich erst in der Schule gelernt. Vor zwanzig, dreißig Jahren waren in Brasilien eigentlich nur deutsche Auswandererfamilien evangelisch. Auch die Kirchensprache war Deutsch.“ Erst in den letzten Jahrzehnten hätten sich die Protestanten von den deutschen Ursprungskirchen abgesetzt. Doch bis heute sei die große Mehrheit der 700.000 Lutheraner im überwiegend katholisch geprägten Brasilien, in dem über 190 Millionen Menschen leben, deutschstämmig. „Wir haben immer noch dieselbe Liturgie wie ihr und singen bis heute Lieder von Martin Luther und Paul Gerhardt.“

 

2008 hat Anelise Knüppe an der einzigen lutherischen Fakultät Brasiliens in São Paulo das Studium der Evangelischen Theologie begonnen. „Davor hatte ich Pädagogik studiert, war aber nicht so glücklich damit“, erinnert sich die junge Frau.  sie Ein Stipendiumsprogramm des Gustav-Adolf-Werks ermöglicht ihr einen einjährigen Studienaufenthalt in Leipzig. Die Evangelische Kirche in Westfalen beteiligt sich an dem Programm. So kam es, dass Anelise Knüppe das zum Auslandsaufenthalt gehörige Gemeindepraktikum in Ostwestfalen verbringt.

 

Ihr Mentor Stefan Salzmann freut sich über seine Praktikantin: „Ich habe selbst in den 1980er Jahren in São Paulo studiert“, erzählt der Pfarrer. „Jetzt kommen viele Erinnerungen daran zurück.“ Salzmann weiß Anelise Knüppes Gesellschaft zu schätzen: „Ihr Blick auf meine Arbeit lässt mich manches hinterfragen, was schon selbstverständlich geworden war.“ Die Studentin bleibt noch bis zum 10. März: Sie begleitet Salzmann bei Geburtstagsbesuchen, Trauergesprächen und Beerdigungen, besucht Gruppen und Kreise. Auch im Kindergarten ist sie gewesen, den Kindergottesdienstkindern hat sie ein portugiesisches Lied beigebracht.

 

„Anelise verkörpert derzeit die Verbundenheit unserer Gemeinde mit der weltweiten Kirche“, sagt Pfarrer Salzmann. Diese Verbundenheit ist auch der jungen Nachwuchstheologin wichtig: „Wir müssen uns austauschen“, betont sie, „wir gehören doch zusammen!“

 

Am Sonntag, 4. März, wird Anelise Knüppe erstmals in Gütersloh auf der Kanzel stehen. Der Gottesdienst in der Matthäuskirche beginnt um 10.30 Uhr. Beim anschließenden Kirchkaffee ist Gelegenheit, mit der Studentin ins Gespräch zu kommen. Die Region Süd der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh freut sich auf viele Interessierte.

kj