„Wir sind alle mal Bedürftige“

Erste Vesperkirche in NRW zieht Neugierige an

Haben schon Platz genommen: Maria Unger (v.l., Vesperkirche), Manuela Grunert (Vesperkirche), Pfarrerin Erika Engelbrecht (Region Mitte), Pfarrer Hans-Jörg Rosenstock (Vorsitzender Presbyterium), Ute Luther (Vorsitzende Ev. Stiftung), Wiebke Heine (Region Ost/Stadtkirchenarbeit), Albrecht Waschau (Vesperkirche) und Nils Wigginghaus (Vesperkirche). Foto: Neue Westfälische/Andreas Frücht

Große Unterstützung für die Vesperkirche

Evangelische Stiftung hilft der am Sonntag startenden Vesperkirche mit 19.146 Euro.

GÜTERSLOH – Menschen zueinander bringen, die Nächstenhilfe konkret werden lassen – so hat die Evangelische Stiftung Gütersloh schon immer ihren Aufruf zur Adventsspende verstanden. In der Weihnachtszeit 2017 war das zum zehnten Mal der Fall, und erneut hat sich die Spendenbereitschaft der Gütersloher Bürger und Gemeindeglieder als erfreulich hoch erwiesen. Noch ist das Gesamtergebnis nicht ausgezählt, doch für eines der geförderten Projekte liegt der Spendenbetrag bereits vor: Die Evangelische Stiftung unterstützt die Vesperkirche Gütersloh mit 19.146 Euro. Davon stammen 16.600 Euro aus der Adventspende.

„Wir sind über dieses Ergebnis sehr glücklich“, sagt Vorsitzende Dr. Ute Luther. Die Evangelische Stiftung sei von der Idee der Vesperkirche von Beginn an angetan gewesen und hatte dessen ehrenamtlichem Organisationsteam schon im März vergangenen Jahres die Zusage gegeben, die Aktion mit 2.500 Euro zu unterstützen. „Die Vorstellung, dass Gütersloher Bürger gleich welcher Herkunft und welchen Glaubens an einem Tisch Platz nehmen, um gemeinsam zu essen und ins Gespräch zu kommen, hat uns begeistert“, so Ute Luther. Noch bis zum 4. Februar dauert die komplett spendenfinanzierte Großveranstaltung.
Die evangelische Kirchengemeinde Gütersloh teilt sich in fünf Regionen auf, die selbst ihre Spendenzwecke festlegen. Zwei von ihnen, die Region Mitte (Apostelkirche) und die Region Ost (Erlöserkirche) hatten sich im Dezember entschieden, bei ihren Gemeindegliedern um eine Spende für die Aktion Vesperkirche zu bitten. Die Region Mitte hatte festgelegt, dass 100 Prozent des Spendeneingangs dafür verwendet werden, die Region Ost die Hälfte. In beiden Regionen war ein hohes Aufkommen zu verzeichnen, zusammen kommen sie auf 16.600 Euro. Angeschrieben werden stets alle Gemeindeglieder ab 35 Jahren.
„Das ist die mit Abstand größte Einzelspende“, bedankte sich Dr. Nils Wigginghaus, Initiator der Vesperkirche und Mitglied des Organisationsteams. Die Aussicht auf diese Spende habe die Planung wesentlich erleichtert. Sie sei der Grundstock gewesen und Zuversicht geweckt.
Ute Luther und der Presbyteriumsvorsitzende Pfarrer Hans-Jörg Rosenstock dankten den Gütersloher Bürgern und Gemeindegliedern für ihre große Spendenbereitschaft.

Mehr als 300 Neugierige kamen am ersten Tag in die Vesperkirche, die für 15 Tage in Gütersloh in der Martin-Luther-Kirche ein warmes Mittagessen für Bedürftige abbot. „wir sind alle mal Bedürftige“, sagte Organisator Niels Wigginghaus. Fotos: Neue Westfälische

Nils Wigginshaus und sein Sohn Anton sind begeistert.

GÜTERSLOH – Essen für 300 Gäste war geplant, mehr als 400 kamen und wollten dabei sein. Aber: „Mehr als 300 Essen pro Tag schaffen wir leider nicht“, sagte Organisator Nils Wigginghaus, „auch nicht am Eröffnungstag.“ Er begrüßte am Eingang der Martin-Luther-Kirche die Gäste zusammen mit drei weiteren Ehrenamtlichen. Nach einem Eröffnungsgottesdienst hatten unzählige Helferinnen und Helfer die Martin-Luther-Kirche in die Vesperkirche verwandelt, Bandreihen umgedreht, Tische installiert und gedeckt. Insgesamt werden rund 700 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer an 15 Tagen die Essen servieren.
Gekommen war unter anderem auch Frank Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh, und war begeistert: „Kirche öffnet sich zur Stadtgesellschaft hin. Das finde ich sehr, sehr gut!“ Im Übrigen seien Tischgemeinschaften schon zu Zeiten von Jesus eine wichtige Einrichtung gewesen.
Im Innenraum der Kirche waren Tische aufgestellt und boten Platz für 150 Leute. „Ist das nur für Bedürftige?", fragten viele Nils Wigginghaus. Seine Antwort: „Ja. Im Laufe des Lebens sind wir alle mal bedürftig.“ Und so saßen sich z.B. Geschäftsleute und Obdachlose gegenüber und kamen ins Gespräch, während Kinder zwischen den Bankreihen spielten. Nach einem Drei-Gänge-Menü gab auch die Möglichkeit, noch einen Kaffee der Landfrauen zu genießen.
Der Ansturm des ersten Tages setzte sich an den folgenden Tagen fort. (fra)