„Wir sind für alle Kinder da“

Chefärztin des Kinderkrankenhauses in Bethlehem zu Besuch im Bibeldorf - 1.250 Euro vom Gospelchor

Johannes Gieseke und Walter Schrewe überreichten einen Scheck über 1.250 Euro für das Caritas Baby Hospital an Dr. Hiyam Marzouqa (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Rietberg. „Wir sind Christen, wir sind für alle Kinder da“, sagte Dr. Hiyam Marzouqa, vom Caritas Baby Hospital in Bethlehem. Die leitende Chefärztin des einzigen Kinderkrankenhauses im Westjordanland war jetzt in Rietberg zu Gast. Vor rund 120 hoch interessierten Gästen berichtete die Medizinerin in der Basilika des Bibeldorfs über ihre Arbeit.

Laut Marzouqa leben rund 500.000 Kinder der Gegend zwischen Bethlehem und Hebron. Werden sie krank, ist das Caritas Baby Hospital zentrale Anlaufstelle. Nationalität, Religion und soziale Herkunft der kleinen Patienten spielen keine Rolle. Mit 230 Mitarbeitenden ist die Klinik nach der Universität der zweitgrößte Arbeitgeber in Bethlehem. Neben einer Ambulanz verfügt sie über 82 Betten auf drei Stationen. 2014 fanden hier mehr als 34.000 Kinder medizinische Hilfe und menschliche Wärme.


„Es ist ein Segen, mit Kindern zu arbeiten“, betonte Hiyam Marzouqa. „Aber wir stoßen oft an unsere Grenzen.“ So gebe es viele Kinder, die einfach nicht wachsen. „Die Familien sind arm, die Mütter oft sehr jung. Wenn sie nicht stillen können, strecken sie das Milchpulver, damit es länger reicht.“ Aufgrund ungeheizter Häuser käme es oft zu Unterkühlungen. Häufig seien auch Erbkrankheiten: „In vielen palästinensischen Familien heiraten Cousins und Cousinen untereinander – oft über viele Generationen hinweg.“ Die Klinik kläre auf und schule die Mütter in Sachen Gesundheit, Ernährung und Kinderpflege.


Ohne die Unterstützung aus dem Ausland, besonders der Schweiz und Deutschland, wäre die Klinik nicht arbeitsfähig. Für die Behandlung werden nur symbolische Beträge erhoben: Vier Euro für eine ambulante Behandlung, 25 Euro für einen Tag stationären Aufenthalt. „Die meisten Familien haben ohnehin keine Krankenversicherung“, informierte Hiyam Marzouqa, „dann übernehmen wir die Kosten ganz.“ Die Zusammenarbeit mit dem palästinensischen Gesundheitsministerium sei gut, die Anerkennung durch die Regierung hoch. „Aber finanziell können sie uns nicht helfen.“


Bildung habe einen hohen Stellenwert in Palästina: „Wir alle leben mit der Angst, irgendwann mal ausgewiesen zu werden. Deshalb achten wir auf gute Zeugnisse.“ Die durch die israelischen Sperranlagen und illegalen Siedlungen massiv eingeschränkte Bewegungsfreiheit und berufliche Perspektivlosigkeit der jungen Leute schmerzt die engagierte Ärztin zutiefst: „Wir wollen nicht aus dem Heiligen Land auswandern. Hier ist das Christentum doch entstanden!“


Die Gäste hörten gespannt zu und fragten nach. Das Lied „Save the children and give them Hope today“ des ökumenischen Gospelchors Rietberg war mehr als ein frommer Wunsch: Im Namen des Chors überreichten Johannes Gieseke und Walter Schrewe Dr. Hiyam Marzouqa einen Scheck über 1.250 Euro. Die Evangelische Kirchengemeinde Rietberg unterstützt das Caritas Baby Hospital regelmäßig. Pfarrer Dietrich Fricke dankte nicht nur dem Chor, sondern auch Manuel Engelberts. Seit drei Jahren sammelt der heute 14-jährige Konfirmand als Straßenmusiker Spenden für die Klinik.

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kj