Wohnraum gesucht!

Syrische Flüchtlinge leben auf engem Raum – Unterstützerkreis hofft auf Nachahmer

Engagieren sich für Flüchtlinge: Superintendent Frank Schneider sowie Ernst Klinke und Pfarrer Stefan Salzmann vom Arbeitskreis Asyl (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Als in der Schule ihres Sohnes zwei Bomben explodierten und Jakob* den Tod mehrerer Mitschüler mit ansehen musste, war für Habip* und Leyla Arslan* das Maß des Schreckens voll. Gemeinsam mit Sohn Jakob und Tochter Sibel* (acht und fünf Jahre) flüchteten die syrischen Christen aus dem Chaos des Bürgerkriegs in Damaskus zunächst in den Libanon. Als so genannte Kontingentsflüchtlinge kamen sie Anfang Oktober nach Deutschland. Derzeit lebt die Familie bei Verwandten in Gütersloh, zu acht teilen sie eine Zweizimmerwohnung.

 

Die Arslans sind bei weitem kein Einzelfall, weiß Ernst Klinke. Er engagiert sich im Arbeitskreis Asyl der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh. „Viele syrische Familien in der Region wollen ihre Verwandten aus der Lebensgefahr retten“, so Klinke. „Sie tun, was irgend geht und überfordern sich selbst oft hoffnungslos. Und die Flüchtlingsunterkünfte in Gütersloh sind voll.“ Die Kontingentflüchtlinge erhielten zwar sofort eine Arbeitserlaubnis, aber – anders als Asylbewerber - keine amtliche Unterstützung bei den Wohnkosten.

 

„Hilfe für Notleidende und Schutzsuchende gehört zum Herzstück christlicher Glaubenspraxis“, betont Superintendent Frank Schneider. Für ihn ist es selbstverständlich, dass der Evangelische Kirchenkreis Gütersloh einspringt: Gemeinsam mit den Evangelischen Kirchengemeinden Gütersloh und Friedrichsdorf, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde und der Caritaskonferenz St. Pankratius hat er insgesamt 23 Bürgschaften für Familien wie die Arslans übernommen. „In der Begegnung mit ihnen ist es für mich Weihnachten geworden“, so Schneider.

 

Eines brennt den Unterstützern unter den Nägeln: „Die Flüchtlingsfamilien brauchen dringend Wohnraum“, berichtet Pfarrer Stefan Salzmann. „Aber auf dem freien Markt haben sie keine Chance.“

 

Die Berichterstattung über das Engagement der Evangelischen Kirche in den Tageszeitungen hat weitere Helfer auf den Plan gerufen. Für die Arslans hat sich ein Unterstützerkreis engagierter Bürger gebildet, der – per Bankbürgschaft abgesichert – die Mietzahlungen für zwei Jahre garantiert. „Es war mühsam“, so Salzmann, „aber jetzt hat sich tatsächlich eine Wohnung für die Familie gefunden.“ Die Arslans sind überglücklich, vermutlich noch im Januar können sie umziehen. Möbel, Hausrat, Kleidung – noch fehlt es ihnen an allem. Aber ein Anfang ist gemacht. Sie wollen möglichst bald Arbeit finden und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, betonen Habip und Leyla Arslan mit Hilfe ihres Übersetzers. Ihr Sprachkurs beginnt gleich nach den Ferien.

 

Jetzt hoffen die engagierten Helferinnen und Helfer, dass ihr Beispiel Schule macht. „Vielleicht findet sich ja der eine oder andere Verein, der ebenfalls eine zeitlich begrenzte Bürgschaft übernimmt“, schlägt Salzmann vor. Er weiß auch, dass trotz des engen Immobilienmarkts einige Wohnungen oder Häuser oft lange leer stehen. „Es würde uns freuen, wenn weitere Eigentümer an Flüchtlinge vermieten.“

 

Wer mehr wissen oder helfen will, wendet sich an Pfarrer Stefan Salzmann, Telefon (05241)532683, E-Mail. Auch die Evangelische Stiftung Gütersloh ruft auf, syrische Flüchtlinge zu unterstützen: Spendenkonto 60161 bei der Sparkasse Gütersloh, BLZ 47850065, Stichwort „Flüchtlingshilfe“.

 

* Alle Namen der Flüchtlingsfamilie wurden geändert. Sie befürchtet Repressalien für ihre in Damaskus zurückgebliebenen Verwandten.
kj